
Wann treten Durchfall oder Verstopfung während der Behandlung besonders häufig auf? Ernährungsempfehlungen bei Verdauungsproblemen.
Durchfall oder Verstopfung gehören zu den häufigsten Begleiterscheinungen einer Krebsbehandlung. Während einer Chemo- oder Strahlentherapie kann sich die Verdauung deutlich verändern – manchmal schon nach wenigen Behandlungstagen. Die Folgen können belastend sein: mehrmals täglich zur Toilette müssen oder tagelang keinen Stuhlgang haben. Beides schwächt den Körper und kann den Heilungsprozess erschweren.
Eine Krebstherapie kann verschiedene Nebenwirkungen mit sich bringen. Während einer Chemo- oder Strahlentherapie reagiert der Körper oft anders als gewohnt. Häufig gehört Durchfall zu den Symptomen, die den Alltag zusätzlich beeinträchtigen.
Von Durchfall spricht man, wenn der Stuhlgang häufiger als dreimal täglich auftritt, mehr als 200 g pro Tag beträgt und eine veränderte Konsistenz hat (weich, breiig oder flüssig). Starker Durchfall kann zu einem erheblichen Flüssigkeitsverlust führen und lebensbedrohlich werden – besonders bei mangelernährten oder immungeschwächten Patient:innen.
Während einer Chemotherapie ist das Risiko für Durchfall erhöht, da die empfindlichen Schleimhautzellen des Darms stark auf die verabreichten Medikamente reagieren. Meistens bleibt der Durchfall mild bis moderat. Tritt jedoch starker Durchfall auf, solltest Du umgehend Deine:n behandelnde:n Ärzt:in informieren. Besprich auch, ob und inwieweit die aktuelle Behandlung die Beschwerden verstärken könnte.
Wird der Bauch- oder Beckenbereich bestrahlt, besteht immer ein erhöhtes Risiko für Magen-Darm-Beschwerden. Die Stärke der Symptome hängt unter anderem von der Strahlendosis, Anzahl der Sitzungen, dem bestrahlten Gebiet, der Tumorgröße und einer möglichen begleitenden Chemotherapie ab. Durchfall zählt zu den frühen Nebenwirkungen der Strahlentherapie und kann schon nach einer geringen Strahlendosis auftreten – meist innerhalb von zwei bis vier Wochen nach Beginn der Behandlung.
Durchfall kann sowohl ein Symptom bestimmter Krebsarten (z. B. Darm- oder Bauchspeicheldrüsenkrebs) als auch eine Folge anatomischer Veränderungen nach einer Tumorentfernung sein – etwa nach einer Teilresektion des Darms oder der Bauchspeicheldrüse.
Patient:innen mit Bauchspeicheldrüseninsuffizienz leiden häufig unter Fettstühlen: voluminöser, weicher, fettiger Stuhl, der schwer abspülbar ist, eine helle, gelbliche oder grau-weiße Farbe aufweist und stark unangenehm riecht. Die Bauchspeicheldrüse produziert Verdauungsenzyme, die für den Abbau von Eiweißen, Fetten und Kohlenhydraten notwendig sind. Wird zu wenig davon gebildet, kann dies zu Gewichtsverlust und einem Mangel an fettlöslichen Vitaminen (A, D, E, K) führen.
In diesen Fällen ist die Einnahme von Enzympräparaten sinnvoll. Bei optimaler Dosierung der Enzyme ist eine Reduktion des Fettanteils in der Ernährung meist nicht erforderlich – zumal Fett eine wichtige Energiequelle darstellt. Eine unnötige Fettreduktion kann sogar zu weiterem Gewichtsverlust und Mangelernährung beitragen.
Durchfall kann auch durch andere Erkrankungen oder Medikamente verursacht werden.Unregelmäßiger Stuhlgang tritt unter anderem bei Zöliakie, chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, Diabetes oder einer Schilddrüsenüberfunktion auf. Besteht eine dieser Erkrankungen, kann die Wahrscheinlichkeit für Durchfall während der Krebstherapie erhöht sein.
Auch bestimmte Medikamente können Durchfall auslösen, darunter:
Deshalb gilt: Informiere Deine:n Ärzt:in über alle Medikamente, die Du einnimmst. Viele Krebspatient:innen nehmen während der Behandlung Vitamin-C-Präparate ein.
Durchfall kann ein Anzeichen einer Überdosierung sein. Daher sollte jede Form der Nahrungsergänzung mit Deiner:m behandelnden Ärzt:in abgestimmt werden.
Das Wichtigste bei Durchfall ist, eine Dehydrierung zu vermeiden. Häufige, weiche Stuhlgänge führen zu einem erheblichen Verlust von Wasser und Elektrolyten, der unbedingt ausgeglichen werden muss. Die benötigte Flüssigkeitsmenge hängt von der Schwere des Durchfalls ab – mindestens zwei Liter pro Tag sind jedoch unerlässlich.
Die richtige Ernährung kann helfen, Durchfall zu lindern, die Stuhlkonsistenz zu verbessern und begleitende Beschwerden wie Bauchschmerzen, Übelkeit oder Blähungen zu reduzieren. Während einer akuten Durchfallphase sollten bestimmte Lebensmittel gemieden werden.
Bei akuten Durchfallphasen kann eine vorübergehende Ernährung mit leicht verdaulichen, stopfenden Lebensmitteln helfen, den Verdauungstrakt zu entlasten. Empfehlenswert sind zum Beispiel:
Diese Kostform eignet sich nur für eine kurze Zeit, bis sich die Verdauung stabilisiert. Danach sollte die Ernährung schrittweise um weitere leicht verdauliche, nährstoffreiche Lebensmittel ergänzt werden – z. B. mageres Geflügel, gedünsteter Fisch, Haferflockenbrei oder milde Milchprodukte.
Wichtig: Durchfall kann zu einem erhöhten Kaliumverlust führen. Sobald sich der Stuhlgang normalisiert, achte vermehrt auf kaliumreiche Lebensmittel wie Karotten, Kartoffeln, Rote Bete, Bananen, Avocados, Putenfleisch, Tomatenmark oder Pfirsich- und Aprikosenpüree.
Ob Milchprodukte gut vertragen werden, ist individuell unterschiedlich. Besonders nach einer Chemotherapie oder einer Strahlentherapie im Bauch- oder Beckenbereich kann vorübergehend eine Laktoseintoleranz auftreten.
Ursache ist eine Schädigung der Darmschleimhaut, wodurch das Enzym Laktase nicht mehr in ausreichender Menge gebildet wird. In dieser Phase wird eine laktosefreie Ernährung empfohlen.
Vor allem Milch kann wie Durchfall oder Blähungen auslösen. Sie lässt sich gut durch laktosefreie Milch oder pflanzliche Alternativen (z. B. Hafer-, Mandel- oder Erbsenmilch) ersetzen. Andere Milchprodukte wie Butter, Joghurt, Kefir oder Hartkäse werden jedoch in der Regel besser vertragen.
Milchprodukte müssen jedoch nicht grundsätzlich gemieden werden. Wenn Du nach dem Verzehr Durchfall oder Blähungen bemerkst, verzichte einige Tage darauf und beobachte, ob sich die Beschwerden bessern. Falls ja, ersetze gewöhnliche Kuhmilch durch laktosefreie Milch und teste schrittweise, ob Du fermentierte Milchprodukte wie Joghurt oder Kefir verträgst. Wenn Dir der Verzicht auf Milch schwerfällt, können Laktasepräparate (z. B. in Tablettenform) helfen, den Milchzucker besser zu verdauen und Beschwerden vorzubeugen. Sprich die Dosierung und Anwendung am besten mit Deiner:m Ärzt:in oder einer qualifizierten Ernährungsfachkraft ab.
Da Durchfall nicht nur unangenehm ist, sondern auch die Ernährung einschränkt, besteht das Risiko von Gewichtsverlust und Mangelernährung. In solchen Fällen können medizinische Trinknahrungen hilfreich sein, da sie auf kleinem Volumen viele Nährstoffe enthalten.
Frage Deine:n Ärzt:in nach entsprechenden Produkten. Wichtig: Diese sollten langsam, in kleinen Schlucken über 30–40 Minuten getrunken werden – eine zu schnelle Aufnahme kann den Durchfall verstärken.
Auch Probiotika und Natriumbutyrat (Buttersäuresalze) können helfen, Durchfall und Blähungen zu reduzieren. Dabei ist entscheidend, den passenden Bakterienstamm zu wählen – nicht jedes frei verkäufliche Präparat ist geeignet. Falls Du noch keine Probiotika eingenommen hast, starte mit einem Einzelstamm-Präparat. Lass Dich dazu am besten von Deiner:m Ärzt:in oder einer qualifizierten Ernährungsfachkraft beraten.
In einigen Fällen können auch Medikamente gegen Durchfall sinnvoll sein – diese sollten jedoch nur nach Rücksprache mit Deiner*m Ärzt*in eingesetzt werden.

Dorota Lazarski
Ökotrophologin (B. Sc., M. A. E-Health) und zertifizierte Ernährungsberaterin (VDOE, E-Zert). Sie verfügt über langjährige Erfahrung in Prävention und Ernährungstherapie, begleitet Patient:innen während und nach einer Krebserkrankung und erstellt qualitätsgesicherte Inhalte für digitale Gesundheitsformate.
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