In diesem Artikel
Ernährung
und Körperpflege
Herausforderungen des Alltags
Du bist vor der Therapie
Deine Therapie läuft
Behandlung wurde beendet
Keine Kategorien gefunden

Chemo, Übelkeit und Erbrechen – was tun?

Woher kommen Übelkeit und Erbrechen? Wann ist das Risiko dafür am größten? Strategien zur Bewältigung von Beschwerden und Lebensmittel, die Übelkeit und Erbrechen lindern.

24.10.2025
Expertenbeitrag

Übelkeit und Erbrechen gehören nach wie vor zu den häufigsten Symptomen bei Menschen mit onkologischen Erkrankungen – doch woher kommen sie und wie lässt sich damit umgehen?

Wie geht man mit Übelkeit und Erbrechen während und nach der Chemotherapie um?

Wirksame Ernährungstipps

Übelkeit – schon das Wort kann bei manchen ein flaues Gefühl im Magen auslösen. Viele kennen dieses unangenehme Empfinden von kurvigen Autofahrten, und auch Schwangere sind oft davon betroffen. Medizinisch betrachtet beschreibt Übelkeit ein unangenehmes Gefühl im Magen, häufig verbunden mit dem Drang zu erbrechen. Sie kann von weiteren Symptomen begleitet werden, wie blasser und feuchter Haut, vermehrtem Speichelfluss, beschleunigtem Herzschlag oder auch Durchfall. Übelkeit kann ein Vorbote von Erbrechen sein – muss aber nicht zwangsläufig dazu führen.

Woher kommen Übelkeit und Erbrechen?

Übelkeit und Erbrechen zählen nach wie vor zu den häufigsten Symptomen bei Krebspatient*innen. Doch was steckt dahinter – und wie kann man damit umgehen?Oft treten diese Beschwerden als Nebenwirkung einer Krebstherapie wie Chemotherapie oder Strahlentherapie auf. Sie können jedoch auch durch  das Wachstum von Tumoren oder begleitende Erkrankungen ausgelöst werden. Schätzungen zufolge sind 40–80 % der Krebspatient*innen davon betroffen.

Erbrechen ist eine natürliche Schutzreaktion des Körpers auf schädliche Substanzen. Der Mechanismus ist komplex: vereinfacht gesagt, wird das Erbrechen durch die Aktivierung des Brechzentrums im Gehirn ausgelöst. Reizende Faktoren – wie etwa eine Chemo- oder Strahlentherapie – können Zellen im Verdauungstrakt dazu bringen, Substanzen freizusetzen, die dieses Zentrum aktivieren. 

Welche Ursachen können Übelkeit und Erbrechen haben?

Ob Übelkeit und Erbrechen auftreten, hängt von vielen Faktoren ab. Studien zeigen, dass das Erbrechensrisiko je nach Chemotherapie unterschiedlich ist. Sprich deshalb mit Deiner*m Ärzt*in darüber, inwieweit Deine Behandlung Übelkeit verstärken kann.

Bei einer Strahlentherapie ist das Risiko höher, wenn der gesamte Körper oder der Brust- und Bauchbereich bestrahlt wird.

  • Ein erhöhtes Risiko für Erbrechen haben: Frauen (höhere Empfindlichkeit gegenüber Zytostatika und anderen Medikamenten),
  • Patient*innen mit Tumoren im Verdauungstrakt, Lymphsystem, der Blutbildung, der Brust oder den Genitalien,
  • Personen, die regelmäßig Alkohol konsumieren,
  • Personen unter 60 Jahren,
  • Personen mit Reisekrankheit oder früheren Erbrechens-Erfahrungen(z. B. während einer Schwangerschaft),
  • Menschen mit Angst oder starken Stress,
  • Personen mit Schlafmangel (weniger als 7 Stunden vor Beginn der Chemotherapie).

Erbrechen kann auch entstehen, wenn Medikamente oder Nahrungsergänzungsmittel ohne ärztliche Absprache eingenommen werden. Solche Präparate können gefährliche Wechselwirkungen mit der Chemotherapie verursachen.

Gut zu wissen: Mit fortschreitenden Chemotherapiezyklen sinkt oft die Wahrscheinlichkeit, erneut erbrechen zu müssen.

Welche Folgen können Übelkeit und Erbrechen haben?

Übelkeit und Erbrechen infolge einer Chemo-  oder Strahlentherapie können zahlreiche unerwünschte körperliche Folgen haben und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Besonders langanhaltende Beschwerden können führen zu:

  • Dehydratation und Elektrolytstörungen, die Herz- und Nervensystem beeinträchtigen,
  • Appetitlosigkeit und Nahrungsverzicht, was Gewichtsverlust und einen schlechten Ernährungszustand nach sich ziehen kann Starken Bauchschmerzen,
  • Allgemeinem Unwohlsein sowie einer Verschlechterung der physischen und psychischen Belastbarkeit,
  • Verzögerung oder Unterbrechung der Behandlung (in schweren Fällen).

Ernährungsempfehlungen gegen Übelkeit und Erbrechen

Hier einige Ernährungstipps, die effektiv dabei helfen können, Übelkeit zu lindern und die Wahrscheinlichkeit zu  Erbrechen zu verringern:

  • Kleinere, häufigere Mahlzeiten: 6–8 kleine Mahlzeiten statt 3–4 große Portionen, um die Verdauung zu entlasten und den Magen nicht zu überfordern,
  • Flüssigkeit & Elektrolyte sichern: Stilles Mineralwasser, selbstgemachte Gemüsebrühe oder Tomatensaft mit etwas Salz. Bei starkem Erbrechen, ggf. Elektrolytlösungen aus der Apotheke,
  • Trinken getrennt vom Essen: Etwa 30 Minuten Abstand zwischen Essen und Trinken halten,
  • Kohlensäurehaltige Getränke meiden: Kohlensäure kann den Magen reizen und Übelkeit verstärken – daher besser stilles Wasser oder ungesüßte Kräutertees wählen,
  • Schwer verdauliches reduzieren: Sehr süße, fettige, frittierte Speisen, große Mengen rohes Gemüse und ballaststoffreiches Vollkornbrot,
  • Leicht verdauliche Fette bevorzugen: Olivenöl, Leinöl, Rapsöl oder Butter – zu den Mahlzeiten kalt zugeben,
  • Sanfte Zubereitung: Kochen, Dämpfen, Schmoren oder fettfreies Backen bevorzugen,
  • Gut verdauliche Kohlenhydrate: Weißbrot, helle Nudeln, weißer Reis, Couscous oder Grieß,
  • Geruchsarme Mahlzeiten: Essen bei Zimmertemperatur oder leicht gekühlt riecht weniger intensiv,
  • Sanfte Konsistenzen: Suppen, Gelees, Pürees, Puddings, Shakes oder Pfannkuchen – ggf. mit leicht verdaulichem Fett oder in Rücksprache mit dem Behandlungsteam mit medizinischer Trinknahrung anreichern,
  • Eiweißquellen einbauen: z. B. Joghurt, Quark, Hüttenkäse oder weiches Ei – in kleinen Portionen über den Tag verteilt,
  • Saure Impulse setzen: Falls angenehm, kann saures Obst (z.B. Orange, Zitrone) oder ein zuckerfreies Zitronenbonbon bei Übelkeit hilfreich sein.

Weitere hilfreiche Tipps:

In gut belüfteten Räumen essen, am besten bereitet jemand anderes die Mahlzeit zu.

  • 2–3 Stunden vor der Chemotherapie nichts essen,
  • Bei morgendlicher Übelkeit trockene Snacks (Zwieback, Toast, Cracker) am Bett bereithalten – sofern keine Entzündung der Mundschleimhaut vorliegt,
  • Störende Gerüche (Parfüm, Lufterfrischer, Weichspüler) meiden,
  • Mindestens 2 Stunden nach dem Essen nicht hinlegen,
  • Enge Kleidung, Sport direkt nach dem Essen oder plötzliche Bewegungen vermeiden,
  • Pfefferminze meiden, da sie Erbrechen fördern kann,
  • Falls Milch Beschwerden verstärkt, 3 Tage vor und nach der Chemotherapie darauf verzichten,
  • Ingwer einsetzen – frisch, als Tee oder in Kapseln – auch vorbeugend vor der Chemotherapie,
  • Auf gute Mundhygiene achten,
  • Leichte Bewegung an der frischen Luft (z. B. Spaziergänge) kann Übelkeit lindern und entspannen.

Übelkeit und Erbrechen – Sprich mit Deiner*m Ärzt*in!

Erbrechen ist ein ernstzunehmender Risikofaktor für eine Verschlechterung des Ernährungszustands – unterschätze es nicht. Informiere Dein Behandlungsteam stets über Deine Beschwerden, damit bei Bedarf geeignete Medikamente, auch gegen Übelkeit, verschrieben werden können.

In diesem Artikel wurden verschiedene Beschwerden im Zusammenhang mit Chemo- und Strahlentherapie beschrieben. Bedenke jedoch: Jede Person reagiert individuell – sowohl in der Art als auch in der Intensität der Symptome. 

Autor
Autorin
Prüfer
Prüferin

Dorota Lazarski

Ökotrophologin (B. Sc., M. A. E-Health) und zertifizierte Ernährungsberaterin (VDOE, E-Zert). Sie verfügt über langjährige Erfahrung in Prävention und Ernährungstherapie, begleitet Patient:innen während und nach einer Krebserkrankung und erstellt qualitätsgesicherte Inhalte für digitale Gesundheitsformate.

Mehr erfahren
Quellen:
  • Leitlinienprogramm Onkologie. S3-Leitlinie Supportive Therapie bei onkologischen PatientInnen. Version 1.3. Februar 2020.
  • Leitlinienprogramm Onkologie. Konsultationsfassung S3-Leitlinie Supportive Therapie bei onkologischen PatientInnen. Version 2.01. September 2024.
  • Trillium Krebsmedizin: Artikel zu Übelkeit und Erbrechen bei Chemotherapie.
  • BNGO.de: Leitlinien-Update zur antiemetischen Therapie in der gynäkologischen Onkologie.
  • Pflege-Onkologie.de: Informationen zu Chemotherapie-Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen.
  • Uniklinik Freiburg: Patientenbroschüre "Wissenswertes Ernährung Krebserkrankungen".
  • Thieme-connect.de: Informationen zu Chemotherapie-induzierter Übelkeit und Erbrechen (CINV).
  • DGHO.de: Aktualisierte Empfehlungen zur Antiemese.
  • Krebsinformationsdienst.de: Informationen zu Übelkeit und Erbrechen als Nebenwirkung bei Krebsbehandlungen.
  • Medmedia.at: Fachartikel zum Management von Übelkeit und Erbrechen bei Krebspatienten.
  • Doccheck.com: Informationen zu Zytostatika-induziertem Erbrechen.
  • AJMC.com: Überblick über Chemotherapie-induzierte Übelkeit und Erbrechen.
  • Selpers.com: Tipps und Hilfen gegen Übelkeit und Erbrechen bei Myelom und Lymphom.
  • Krebshilfe.de: Allgemeine Informationen zu Ernährung bei Krebs.
  • Schwabe.de: Studie zur Wirksamkeit von Ingwer bei Chemotherapie-bedingter Übelkeit.
  • Thieme-connect.com: Meta-Analyse zu Ingwer gegen Übelkeit nach zytostatischer Chemotherapie.
  • BBraun.de: Informationen zur Ernährungstherapie bei Krebs und Nebenwirkungen.
  • PubMed.gov: Studie zu den Auswirkungen von Übelkeit und Erbrechen auf die Ernährung von Krebspatienten.
  • Thieme-connect.com: Fachartikel zu Mangelernährung und ihren klinischen Konsequenzen in der Onkologie.
  • Onkologie-Partner.de: Informationen zu Übelkeit und Erbrechen bei Krebsbehandlungen.
  • Onkopedia.com: Leitlinie zur Antiemese bei medikamentöser Tumortherapie.
Kennst Du jemanden, der das wissen sollte? Teile es gerne weiter!

Professionelle Begleitung nach der Diagnose – ganz ohne Kosten!

Wenn Deine Krankenkasse auf der Liste steht, erhältst Du hier Zugang zum umfassenden Versorgungsprogramm für KrebspatientInnen in der medizinischen App sowie persönliche Begleitung durch erfahrene SpezialistInnen.

Jetzt prüfen, ob Du kostenlos teilnehmen kannst >>>