
Welche Fette sollten während einer Krebserkrankung und -behandlung in Deine Ernährung aufgenommen werden? Warum solltest Du auf Deine Omega-6-Fettsäure Zufuhr achten?
Während einer Krebsbehandlung spielt die Ernährung eine entscheidende Rolle – sowohl für die Therapie als auch für die Regeneration des Körpers. Fette gehören neben Eiweiß und Kohlenhydraten zu den wichtigsten Nährstoffen, die Du Deinem Körper zuführst.
Obwohl sie seit Jahren einen schlechten Ruf haben und auf den ersten Blick ungesund erscheinen mögen, ist das Gegenteil der Fall: Fette sind für das reibungslose Funktionieren des Körpers unverzichtbar.
Sie sind die Bausteine aller Zellen, einschließlich des Nervensystems. Außerdem unterstützen sie die Aufnahme der fettlöslichen Vitamine A, D, E und K. Nicht zuletzt verleihen sie den Speisen Geschmack und können das Schlucken erleichtern – ein wichtiger Vorteil, wenn Appetit oder Kau- und Schluck Kraft eingeschränkt sind.
Eine proteinreiche Ernährung, die ausreichend Energie liefert, ist sowohl während der Krankheit als auch während der Behandlung unerlässlich. Fette sind eine der wichtigsten Energiequellen – 1 Gramm Fett liefert 9 kcal, während Eiweiß und Kohlenhydrate nur 4 kcal liefern.
Deshalb kann die Ernährung von Krebspatient*innen mehr Fett enthalten als die eines gesunden Menschen. Je nach Ernährungszustand, Krebsart und Begleiterkrankungen können Fette bis zu 35-50 % des Energiebedarfs decken.
Eine Erhöhung der Fettzufuhr (z. B. durch Olivenöl, Leinnöl, Avocado, Nüsse, Samen und Kerne) ist besonders bei Appetitlosigkeit, Anorexie oder Gewichtsverlust hilfreich. Diese Lebensmittel steigern den Energie- und Nährwert einer Mahlzeit, ohne deren Volumen wesentlich zu beeinflussen.
Gesättigte Fette kommen hauptsächlich in tierischen Lebensmitteln wie Butter, Milchprodukten, fetten Teilen von rotem Fleisch (z. B. Speck, Rippchen, Schinken, Rinderbrust, Lamm) sowie in verarbeitetem Fleisch (z. B. Wurst, Wiener Würstchen) vor.
Bei Krebspatient*innen kann der übermäßige Verzehr gesättigter Fette gesundheitliche Nachteile haben, unter anderem ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Daher wird empfohlen, dass gesättigte Fettsäuren nicht mehr als 10 % der gesamten Energiezufuhr ausmachen. Gesünder sind ungesättigte Fettsäuren.
Ungesättigte Fette lassen sich in einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren unterteilen.
Omega-3-Fettsäuren unterstützen das Nerven-, Kreislauf- und Atmungssystem. Sie sind wichtig für die Vorbeugung und Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-2-Diabetes, Depressionen, Alzheimer und Krebs. Sie müssen über die Nahrung aufgenommen werden, da der menschliche Körper sie nicht selbst herstellen kann.
Man unterscheidet drei Hauptformen an Omega-3-Fettsäuren: – ALA – vor allem in Leinsamenöl, Leinsamen und Nüssen (insbesondere Walnüssen).
Ausreichende Mengen an EPA- und DHA spielen während einer Krebsbehandlung eine wichtige Rolle. Leinöl allein reicht daher nicht aus – es lohnt sich, zusätzlich Fisch in den Speiseplan einzubauen.
Omega-3-Fettsäuren sind nicht nur eine wertvolle Energiequelle, sondern wirken auch entzündungshemmend – ein entscheidender Faktor bei Erkrankungen. Sie stärken das Immunsystem und können das Infektionsrisiko senken. Außerdem zeigen Studien, dass eine ausreichende Zufuhr mit einem geringeren Risiko für Brust- und Prostatakrebs verbunden ist.
Bildlich gesprochen wirken Omega-3-Fettsäuren wie Feuerwehrleute: Entsteht im Körper ein „Feuer“ (Entzündung), helfen sie, es zu löschen. Zudem können sie den Appetit verbessern und ungewollten Gewichtsverlust während der Therapie mindern.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt, täglich mindestens 250 mg EPA und DHA aufzunehmen – diese Menge steckt in etwa ein bis zwei Portionen fettreichem Fisch pro Woche. Dieser Richtwert gilt jedoch für gesunde Menschen.
Bei Krebspatient*innen deuten Studien darauf hin, dass eine deutlich höhere Zufuhr von etwa 2 g EPA und DHA pro Tag sinnvoll sein kann – also rund das Achtfache.
Da diese Menge über die Ernährung allein kaum erreichbar ist, werden in solchen Fällen hochwertige EPA- und DHA-Präparate eingesetzt. Wichtig: Die Einnahme sollte immer in Rücksprache mit Deiner Ärzt*in oder Ernährungsfachkraft erfolgen.
Omega-6-Fettsäuren gehören zu den mehrfach ungesättigten Fettsäuren und müssen ebenso wie die Omega-3-Fettsäuren, mit der Nahrung aufgenommen werden.
Im Gegensatz zu Omega-3-Fettsäuren, die entzündungshemmend wirken, können Omega-6-Fettsäuren bei übermäßigem Verzehr entzündungsfördernd sein.
Während Omega-3-Fettsäuren wie Feuerwehrleute wirken, die ein Feuer löschen, lassen sich Omega-6-Fettsäuren eher mit Wächtern vergleichen, die in Krisensituationen gezielt eingreifen: Bei einer Verletzung fördern sie den Entzündungsprozess, der Infektionen bekämpft und die Heilung unterstützt. In diesem Fall signalisiert die Entzündung dem Körper, auf vollen Touren zu laufen.
Wichtig ist jedoch: Ein Zuviel an Omega-6 – besonders bei gleichzeitigem Mangel an Omega-3 – kann Entzündungsprozesse verstärken. Da Omega-6-Fettsäuren in der Ernährung ohnehin sehr viel häufiger vorkommen als Omega-3-Fettsäuren, liegt der Fokus weniger auf einer zusätzlichen Aufnahme von Omega-6, sondern vielmehr darauf, die Versorgung mit Omega-3 zu verbessern. Nur so lässt sich ein gesundes Gleichgewicht erreichen, das Entzündungen im Körper nicht unnötig befeuert.
Transfette entstehen vor allem bei der industriellen Härtung pflanzlicher Fette. Sie gelten als die gesundheitsschädlichsten Fette, da sie das Risiko für Arteriosklerose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen.
Sie bewirken einen Anstieg des LDL-Cholesterins („schlechtes“ Cholesterin) und senken gleichzeitig das HDL-Cholesterin („gutes“ Cholesterin). Ein übermäßiger Verzehr kann zudem das Risiko für Krebs und Typ-2-Diabetes steigern.
Transfette kommen vor allem in verarbeiteten Lebensmitteln wie Fast Food, Fertiggerichte, Chips, Süßwaren, Keksen sowie Fischstäbchen vor. In geringen Mengen kommen Transfette auch natürlich in Fleisch und Milchprodukten vor.
Trotz der oft negativen Assoziation mit Fetten insgesamt spielen ausgewählte Fette eine zentrale Rolle während einer Krebserkrankung und -behandlung.
Sie helfen, den Energiebedarf zu decken, den Appetit zu verbessern und das Körpergewicht zu stabilisieren. Besonders wertvoll sind ungesättigte Fettsäuren – allen voran Omega-3-Fettsäuren, da sie nicht nur entzündungshemmend wirken, sondern auch therapiebedingte Beschwerden wie Neuropathien nach einer Chemotherapie lindern können.

Dorota Lazarski
Ökotrophologin (B. Sc., M. A. E-Health) und zertifizierte Ernährungsberaterin (VDOE, E-Zert). Sie verfügt über langjährige Erfahrung in Prävention und Ernährungstherapie, begleitet Patient:innen während und nach einer Krebserkrankung und erstellt qualitätsgesicherte Inhalte für digitale Gesundheitsformate.
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