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Schilddrüsenkrebs: Moderne Therapien

Ein Überblick über moderne Behandlungsmethoden: Operation, Radiojodtherapie, zielgerichtete Therapien und neue Entwicklungen.

March 26, 2025

Schilddrüsenkrebs gehört zu den selteneren Krebserkrankungen, hat aber in den letzten Jahrzehnten an Häufigkeit zugenommen. Die gute Nachricht: Viele Formen von Schilddrüsenkrebs haben exzellente Heilungschancen – vor allem, wenn die Diagnose früh gestellt wird. Neben der klassischen Operation und der bewährten Radiojodtherapie kommen zunehmend auch zielgerichtete Therapien und innovative Behandlungsansätze zum Einsatz.

Früherkennung und Diagnose – von Ultraschall bis Feinnadelbiopsie

Schilddrüsenkrebs verursacht im Frühstadium oft keine Beschwerden und wird häufig zufällig bei Routineuntersuchungen entdeckt. Die wichtigsten diagnostischen Verfahren sind:

  • Ultraschall: Erste Abklärung bei Knoten in der Schilddrüse.
  • Szintigrafie: Unterscheidung zwischen „heißen“ und „kalten“ Knoten. Kalte Knoten sind verdächtiger.
  • Blutuntersuchungen: Bestimmung von Schilddrüsenhormonen und Tumormarkern (z. B. Calcitonin beim medullären Karzinom).
  • Feinnadelbiopsie: Entnahme einer Gewebeprobe zur feingeweblichen Untersuchung. 
  • Bildgebung: Bei fortgeschrittenem Verdacht MRT oder CT zur Beurteilung von Ausdehnung und Metastasen.

Therapieplanung – individuell abgestimmt auf den Tumortyp

Schilddrüsenkrebs ist nicht gleich Schilddrüsenkrebs. Die Behandlung hängt stark von der Art des Tumors ab:

  • Papilläres und follikuläres Karzinom: Diese differenzierten Karzinome sind die häufigsten und haben sehr gute Prognosen.
  • Medulläres Karzinom: Seltener, oft genetisch bedingt (MEN-Syndrom), weniger strahlensensibel. 
  • Anaplastisches Karzinom: Sehr selten, aber aggressiv – oft mit begrenzten Therapiemöglichkeiten.

Operation – die Basis der Behandlung

Fast immer steht am Anfang die operative Entfernung der Schilddrüse (Thyreoidektomie). Je nach Ausdehnung:

  • Lobektomie: Entfernung eines Schilddrüsenlappens bei sehr kleinen, gut abgegrenzten Tumoren.
  • Totale Thyreoidektomie: Entfernung der gesamten Schilddrüse. 
  • Lymphknotendissektion: Entfernung von Lymphknoten im Halsbereich, wenn Metastasen nachweisbar sind.

Radiojodtherapie – bewährte Methode bei differenzierten Karzinomen

Nach vollständiger Entfernung der Schilddrüse wird bei papillären und follikulären Karzinomen in der Regel eine Radiojodtherapie durchgeführt.

  • Radioaktives Jod (I-131) wird oral verabreicht.
  • Da nur Schilddrüsenzellen Jod aufnehmen, wird das verbleibende Schilddrüsengewebe sowie eventuelle Mikrometastasen gezielt zerstört.

Die Radiojodtherapie ist gut verträglich und verbessert die Heilungschancen deutlich.

Hormontherapie – lebenslange Schilddrüsenhormone

Nach der Operation und Radiojodtherapie ist eine lebenslange Einnahme von Schilddrüsenhormonen (L-Thyroxin) erforderlich.

  • Ziel: Verhinderung einer erneuten Zellvermehrung durch Suppression des TSH-Werts.
  • Gleichzeitig wird so der Hormonmangel ausgeglichen.

Systemische Therapien bei fortgeschrittenem oder aggressivem Schilddrüsenkrebs

Wenn Schilddrüsenkrebs metastasiert oder nicht mehr operabel ist, kommen moderne zielgerichtete Therapien oder Immuntherapien zum Einsatz – je nach Tumorart:

Zielgerichtete Therapien bei differenzierten Karzinomen:

  • Multikinase-Inhibitoren wie Lenvatinib oder Sorafenib hemmen wichtige Wachstumswege des Tumors.
  • Diese Medikamente werden bei fortgeschrittenen Fällen eingesetzt, die nicht mehr auf Radiojodtherapie ansprechen (Radiojodrefraktäres Karzinom).

Therapie beim medullären Schilddrüsenkarzinom:

  • Da dieses Karzinom aus den C-Zellen der Schilddrüse stammt, spricht es nicht auf Radiojod an.
  • Hier kommen spezielle zielgerichtete Medikamente wie Vandetanib oder Cabozantinib zum Einsatz.
  • Bei genetischer Veranlagung (RET-Mutation) sind neue Medikamente wie Selpercatinib sehr vielversprechend.

Behandlung des anaplastischen Schilddrüsenkarzinoms:

  • Diese Form ist extrem aggressiv und schwer behandelbar.
  • Therapieoptionen umfassen oft eine Kombination aus Operation (falls möglich), Strahlentherapie und systemischer Therapie.
  • Neue Hoffnung bringen Immuntherapien (Checkpoint-Inhibitoren) und gezielte Therapien bei nachgewiesenen BRAF-Mutationen.

Strahlentherapie und Chemotherapie – selten, aber möglich

Bei nicht operablen Tumoren oder bei lokalem Rückfall kann eine externe Strahlentherapie eingesetzt werden.

  • Dies betrifft vor allem das anaplastische Karzinom.
  • Chemotherapie spielt bei Schilddrüsenkrebs eine untergeordnete Rolle, wird aber in Ausnahmefällen (z. B. bei Anaplasie) angewendet.

Nachsorge – langfristige Kontrolle zur Rückfallvermeidung

Schilddrüsenkrebs hat eine gute Prognose, erfordert aber eine intensive Nachsorge:

  • TSH- und Thyreoglobulin-Kontrolle: Tumormarker Thyreoglobulin dient als wichtigster Verlaufsparameter.
  • Ultraschalluntersuchungen des Halses: Früherkennung von Rückfällen.
  • Bestimmung von Calcitonin und CEA: Bei medullärem Karzinom.

Psychoonkologische Unterstützung – Leben nach der Diagnose

Auch bei einer guten Prognose bleibt eine Krebserkrankung eine große psychische Belastung. Psychoonkologische Begleitung, Selbsthilfegruppen oder Austausch mit anderen Betroffenen helfen bei der Krankheitsverarbeitung und Rückkehr in den Alltag.

Klinische Studien – neue Hoffnung durch innovative Forschung

Besonders bei seltenen Subtypen wie dem anaplastischen Schilddrüsenkarzinom laufen weltweit viele Studien zu neuen Therapiekombinationen:

  • Kombination Immuntherapie + zielgerichtete Therapie,
  • Liquid Biopsy: Früherkennung von Rückfällen über Tumor-DNA im Blut,
  • Personalisierte Therapien auf Basis individueller Genprofile.

Schilddrüsenkrebs – moderne Behandlung im Überblick

Papilläres/follikuläres Karzinom: 

  • Standardbehandlung: OP + Radiojod + Hormone,
  • Neue Ansätze: Multikinase-Inhibitoren.

Medulläres Karzinom:

  • Standardbehandlung: OP + zielgerichtete Therapien,
  • Neue Ansätze: RET-Inhibitoren.

Anaplastisches Karzinom:

  • Standardbehandlung: Multimodal (OP, Strahlen, Chemo),
  • Neue Ansätze: Immuntherapie, BRAF-Inhibitoren.

Quelle: Prosoma

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