
Ein gut ernährter Körper hat bessere Chancen, die Krebstherapie zu bewältigen.
Stellen Sie sich eine Person vor, die sich auf einen Marathon vorbereitet. Jede:r Sportler:in weiß, dass es nicht nur auf Training, Kondition und starke Muskeln ankommt, sondern auch auf mentale Stärke und eine ausgewogene Ernährung. Ohne die nötige Energie, Proteine und Nährstoffe wird es schwer, den Körper optimal auf die Belastung vorzubereiten. Krebserkrankungen lassen sich mit einem Langstreckenlauf vergleichen – je besser der allgemeine Ernährungszustand und die Nährstoffversorgung des Körpers zum Zeitpunkt des Therapiebeginns sind, desto größer ist die Chance auf einen positiven Therapieverlauf.
Ein gut ernährter Körper hat bessere Chancen, die Krebstherapie zu bewältigen. Dies trägt zu einer höheren Therapietoleranz, besserer Lebensqualität und oft auch zu kürzeren Krankenhausaufenthalten bei.
Nicht ohne Grund verschieben Ärzt:innen manchmal den Therapiebeginn, wenn Patient:innen unterernährt sind oder schlechte Blutwerte aufweisen. Niedrige Werte von Blutelementen oder ein geringer Albuminspiegel (eine Art Eiweiß im Blut) können dazu führen, dass die Krebstherapie unterbrochen werden muss und dadurch möglicherweise weniger wirksam ist.
In der Ernährung von Krebspatient:innen sollte besonders auf Folgendes geachtet werden:
Einige Patient:innen verlieren durch die Erkrankung kein Gewicht oder nehmen durch die Therapie sogar leicht zu. Dennoch kann eine Mangelernährung auch ohne Gewichtsverlust bestehen, vor allem wenn die fettfreie Körpermasse (Muskelmasse) abnimmt. Diese spielt eine entscheidende Rolle für die Verträglichkeit und Wirksamkeit der Krebstherapie.
Es ist außerdem wichtig, sich darauf vorzubereiten, dass die Therapie oft lang und fordernd ist und Faktoren, die die Nährstoffversorgung beeinträchtigen können.
Selbst wenn vor der Therapie kein Gewichtsverlust oder nur geringer Gewichtsverlust eingetreten ist, empfehlen Onkolog:innen häufig bereits frühzeitig eine Ernährungsintervention.
Eine rechtzeitige Ernährungsunterstützung kann den Therapieerfolg fördern, Nebenwirkungen abmildern und das allgemeine Wohlbefinden der Patient:innen verbessern.
Bleiben wir beim Bild des Marathons: Sportler:innen wissen, dass sie in intensiven Phasen oft zusätzliche Energie und Eiweiß benötigen. Ähnlich verhält es sich bei einer Krebstherapie – eine besonders anspruchsvolle Zeit, in der die normale Ernährung häufig nicht ausreicht. Zudem können Nebenwirkungen wie Appetitlosigkeit, Geschmacksveränderungen, Schluckbeschwerden oder Übelkeit die Nahrungsaufnahme zusätzlich erschweren.
In solchen Fällen kann medizinische Trinknahrung (Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke) eine sinnvolle Unterstützung sein, abgestimmt auf den individuellen Bedarf und die aktuelle Behandlungssituation.
Wenn Patient:innen noch normal essen können, ihre Nahrungsaufnahme aber unzureichend ist, können nach ärztlicher Absprache spezielle orale Nahrungssupplemente (ONS) eingesetzt werden.
Wenn die orale Aufnahme nicht ausreicht, kommt die enterale Ernährung zum Einsatz – also die Nahrungszufuhr über eine Sonde in den Magen oder den Dünndarm. In bestimmten Fällen kann auch ärztlicherseits eine parenterale Ernährung, also die Ernährung über die Vene, verordnet werden.
Laut onkologischen Leitlinien sollte, wenn möglich, die Ernährungsunterstützung bereits 10-14 Tage vor einer Operation, Strahlen- oder Chemotherapie beginnen und während bzw. nach der Behandlung fortgesetzt werden. Es ist ratsam, sich ärztlich über medizinische Trinknahrung aufklären zu lassen.

Dorota Lazarski
Ökotrophologin (B. Sc., M. A. E-Health) und zertifizierte Ernährungsberaterin (VDOE, E-Zert). Sie verfügt über langjährige Erfahrung in Prävention und Ernährungstherapie, begleitet Patient:innen während und nach einer Krebserkrankung und erstellt qualitätsgesicherte Inhalte für digitale Gesundheitsformate.
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