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Psychoonkologie kann Leben retten

Studien belegen, dass mentale Unterstützung während der Krebsbehandlung maßgeblich zum Therapieerfolg beiträgt.

February 28, 2025

Weniger belastende Krankheitssymptome, geringerer spürbarer Einfluss der Krankheit auf das tägliche Leben (emotional, sozial und physisch), sowie mehr Selbstmotivation, mentale Stärke und Kraft während der Behandlung - Studien zeigen, ass die psychische Seite einer Krebsbehandlung ein unverzichtbarer Bestandteil jeder erfolgreichen Therapie ist. Immer mehr multidisziplinäre Teams binden deshalb heute die Psychoonkologie in die Therapieplanung ein. 

Umfangreiche Krebsbehandlung: Therapie für Körper und Seele

Die Zahlen steigen - jedes Jahr. Während im Jahr 2020 die Zahl der Krebsfälle weltweit auf etwa 19,3 Millionen geschätzt wurde, soll sich die Anzahl der Krebsfälle bis zum Jahr 2024 auf über 30 Millionen erhöhen. Zu diesem Zeitpunkt wird etwa jeder fünfte Mensch im Alter von unter 75 Jahren im Laufe des Lebens an Krebs erkranken. 

Früh erkannt lassen sich viele Krebsvarianten heute erfolgreich behandeln. Für die Betroffenen sind Diagnose und Therapie aber trotzdem eine extrem starke Belastung. Nicht nur körperlich, sondern auch psychisch, denn viele PatientInnen leiden unter den mentalen Folgen der Erkrankungen. Studiendaten haben gezeigt, dass bis zu 50 Prozent der PatientInnen mit einer diagnostizierten Krebserkrankung unter Depressionen und/oder Angstzuständen leiden – dreimal höher als ohne Krebserkrankung.

Unter dem Krebs leidet auch die Psyche

Schon mit dem Verdacht einer möglichen Krebserkrankung beginnt bei den meisten Betroffenen das Gedankenkarussell. Stress, Ängste, Zweifel und Sorgen versetzen sie in eine negative Stimmung, sodass sie sich zurückziehen und abschotten.

Krebs und Stress

Während einige PatientInnen den krebsbezogenen Stress recht gut bewältigen können, kommt es bei anderen zu Komplikationen und Anpassungsschwierigkeiten sowie zu Angstzuständen und, wenn unbehandelt, zu Depressionen. Diese Störungen schlagen sich dann nicht nur auf das Wohlbefinden der Betroffenen negativ aus, sondern bewirken auch eine negative Abwärtsspirale.

Stress und Ängste führen zu Depressionen bei Krebs

Depressionen und Angstzustände können die Selbstmotivation, den Optimismus und die Eigeninitiative verringern. Die PatientInnen zeigen unerwünschte und sich negativ auf die Behandlung auswirkende Verhaltensmuster. Dazu gehören der Missbrauch von Alkohol, Tabak, weiteren Drogen oder Medikamenten, eine unzureichende oder einseitige Ernährung. Zudem fällt es diesen PatientInnen schwerer, den ärztlichen Empfehlungen zu folgen und durch ihr Verhalten zur Genesung beizutragen. Ein Teufelskreis kann hierbei entstehen.

Laut zahlreichen Studien, können diese psychischen Belastungen die Behandlungserfolge beeinträchtigen und die Depressionen weiter verschlimmern. 

Krebs und Depressionen: Weniger Therapieerfolg

Die PatientInnen leiden unter einer geringeren Verträglichkeit von Behandlungsnebenwirkungen, vermehrten Komplikationen während der Therapie, häufigeren oder längeren Krankenhausaufenthalten, mehr körperlichen Belastungen und einer erheblich reduzierten Lebensqualität. 

Statistiken belegen, dass diese PatientInnen ein erhöhtes Risiko für das Wiederauftreten der Krankheit und eine höhere Sterblichkeitsrate haben. 

Daher ist es entscheidend, wirksame Unterstützungsmöglichkeiten zu entwickeln, um PatientInnen bei der Bewältigung ihrer Krebsdiagnose zu helfen.

Motivation während der Behandlung steigern

Immer mehr Krebszentren binden PsychoonkologIinnen in ihre multidisziplinären Teams ein. PatientInnen, Angehörige und medizinisches Fachpersonal arbeiten gemeinsam an der mentalen Stärke der Krebserkrankten. 

Dazu gehört es, Stimmung und Verhalten zu beobachten, mögliche Probleme frühzeitig zu erkennen, die Anwendung von Therapiemustern anzuleiten und das positive Denken zu fördern. 

So betreute PatientInnen ziehen Motivation und mentale Stärke aus dem psychoonkologischen Teil der Krebsbehandlung.

Was leistet die Psychoonkologie für die KrebspatientInnen?

Im Alltag lassen sich diese Therapiestrategien bisher oft nur bedingt umsetzen. Das liegt zum einen am beschränkten Angebot an Therapeut*innen. Trotz der vielen Fälle bekommt die wichtige Unterstützung von Psychoonkologen immer noch zu wenig Aufmerksamkeit im Therapiealltag. Deshalb finden auch die Betroffenen, die Hilfe möchten, oft nicht die Unterstützung, die sie brauchen.

Häufig müssen KrebspatientInnen lange Zeit auf einen Termin warten. Wer zwischen den Terminen Hilfe und Beratung braucht, findet keine schnelle Lösung. Dazu kommt zum anderen, dass eine Psycho-Therapie bis heute mit einem gesellschaftlichen Stigma belastet ist, weshalb sich viele Betroffene scheuen, danach zu fragen oder die Therapie in Anspruch zu nehmen.

Besserer Umgang mit Krebs durch kognitive Verhaltenstherapie (KVT)

Dabei kann genau diese Betreuung den PatientInnen helfen, aus diesem Teufelskreis aus Angst, Depression und negativem Verhalten auszubrechen. Erreicht wird das mithilfe der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT). 

Kann kognitive Verhaltenstherapie Stress behandeln?

Dieses bewährte Verfahren beruht auf der Annahme, dass Stress und dadurch hervorgerufene Verhaltensmuster nicht auf die Fakten selber, sondern auf unseren emotionalen Umgang mit ihnen zurückzuführen sind. Die KVT hilft dabei, dysfunktionale Denkmuster zu identifizieren, das Verständnis für die Krankheit zu vertiefen, Ängste zu bewältigen und das psychische Wohlbefinden zu fördern. 

Die Wahrnehmung der Krankheit und des eigenen Gesundheitzustands wird verändert. Daraus folgt eine Anpassung des Verhaltens kombiniert mit einer Stärkung der mentalen Belastbarkeit und des Wohlbefindens. 

Das Verhalten und die Lebensqualität der Betroffenen verbessern sich deutlich. Als Folge sind PatientInnen weniger gestresst, motivierter, ernähren sich besser, folgen ärztlichen Empfehlungen, erleben weniger Komplikationen und ertragen die Nebenwirkungen der Therapie besser. Damit tragen sie selbst dazu bei, die negative Spirale umzudrehen und die Behandlungserfolge zu steigern.

Derzeit stellt die KVT den am häufigsten verwendeten, effektivsten und evidenzbasierten Ansatz in der Psychoonkologie dar.

Was tun, wenn man keinen Zugang zu psychoonkologischer Hilfe hat?

Obwohl psychoonkologische Unterstützung in verschiedenen Ländern zunehmend zum Standard der Krebsbehandlung gehört, besteht immer noch eine erhebliche Lücke bei der psychosozialen Versorgung. 

Dies ist vor allem auf den Mangel an ausgebildeten Fachkräften (PsychotherapeutInnen, PsychoonkologInnen), die anhaltende Stigmatisierung der psychischen Gesundheit, sowie finanzielle und geografische Barrieren zurückzuführen. 

Derzeit bietet kein Gesundheitssystem auf der Welt eine ausreichend effektive psychoonkologische Unterstützung an, die allen KrebspatientInnen nach der Diagnose zur Verfügung steht. 

Digitale Interventionen (digitale Gesundheitsprodukte oder medizinische Apps) können helfen und sind eine vielversprechende Lösung zur Bewältigung dieser Herausforderung. 

Quelle: Prosoma

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