Moderne Therapien wie BTK-Inhibitoren, monoklonale Antikörper, Chemotherapie, CAR-T-Zellen. Überblick zu aktuellen Methoden.
Chronische Lymphatische Leukämie (CLL) ist die häufigste Form der Leukämie in westlichen Ländern. In Deutschland erkranken jährlich etwa 5.000 Menschen neu an CLL, wobei die Krankheit meist erst bei älteren Menschen diagnostiziert wird (Durchschnittsalter bei Diagnose: etwa 70 Jahre). CLL verläuft in vielen Fällen langsam, was den Behandlungsansatz stark beeinflusst. Dank moderner zielgerichteter Therapien – insbesondere neuer zielgerichteter Substanzen – hat sich die Prognose für viele Betroffene in den letzten Jahren deutlich verbessert. Viele PatientInnen können heute jahrelang ohne Beschwerden leben – bei guter Lebensqualität.
Die Chronische Lymphatische Leukämie (CLL) ist die häufigste Form der Leukämie bei Erwachsenen. Sie gehört zur Gruppe der NHL (Non-Hodgkin-Lymphome) und betrifft die B-Lymphozyten, eine wichtige Zellart des Immunsystems.
Charakteristisch für CLL ist ein oft schleichender Verlauf mit langsamer Zunahme von Krebszellen im Blut, Knochenmark und in den Lymphknoten. Viele Betroffene haben lange keine Symptome, was die Diagnose verzögern kann.
Die Diagnose einer CLL erfolgt meist zufällig im Rahmen einer Blutuntersuchung, da die Erkrankung im Frühstadium oft keine Symptome verursacht. Die wichtigsten Diagnosemethoden sind:
Zur Beurteilung der Erkrankungsschwere und Prognose wird die Rai- oder Binet-Klassifikation herangezogen.
Nicht jede diagnostizierte CLL muss sofort behandelt werden. In frühen Stadien mit wenigen Symptomen wird oft eine Strategie des Beobachtens und Abwartens („Watch & Wait“) verfolgt. Regelmäßige Blutkontrollen und klinische Untersuchungen überwachen die Krankheitsentwicklung, ohne die PatientInnen unnötig durch Therapie zu belasten:
Therapie – Personalisierte Ansätze nach Risikoprofil
Wenn die CLL fortschreitet oder Beschwerden verursacht (z. B. Lymphknotenschwellungen, Infektanfälligkeit, Gewichtsverlust), stehen heute verschiedene Therapieoptionen zur Verfügung:
Früher war die Kombination aus Chemotherapie und monoklonalen Antikörpern (z. B. Rituximab) die Standardbehandlung. Diese kommt vor allem bei jüngeren, fitteren PatientInnen ohne Hochrisikomutationen (z. B. keine TP53-Mutation) infrage. Typische Schemata:
Zielgerichtete Therapien – Neue Standards bei Hochrisiko-CLL
Bei PatientInnen mit TP53-Mutation oder 17p-Deletion wirkt die klassische Chemoimmuntherapie schlecht. Hier haben sich moderne zielgerichtete Medikamente durchgesetzt. Sie greifen gezielt in Signalwege ein, die für das Überleben der Leukämiezellen wichtig sind.
PI3K-Inhibitoren
Diese Medikamente werden oft auch bei älteren PatientInnen bevorzugt, da sie besser verträglich sind als intensive Chemotherapie.
Immuntherapie (Antikörpertherapie) – Immunangriff auf die CLL-Zellen
Monoklonale Antikörper binden an die Oberfläche der Leukämiezellen und markieren sie für das Immunsystem.
Kombinationstherapien: Synergien nutzen
Ein moderner Ansatz ist die Kombination aus zielgerichteter Therapie und Immuntherapie. Besonders effektiv ist die Kombination von monoklonalen Antikörper mit zielgerichteten Substanzen wie Venetoclax („Doublet-Therapie“) – zum Beispiel:
Diese Kombinationen haben in Studien beeindruckende Wirksamkeit gezeigt und verdrängen zunehmend die klassische Chemoimmuntherapie.
Bei therapieresistenter CLL wird zunehmend die CAR-T-Zelltherapie erforscht. Hierbei werden patienteneigene T-Zellen gentechnisch so verändert, dass sie die Leukämiezellen gezielt angreifen und zerstören. Diese Methode befindet sich noch im Studienstadium, könnte aber künftig bei refraktären Verläufen eine Rolle spielen.
Eine allogene Stammzelltransplantation wird bei CLL heute nur selten durchgeführt – meist bei jungen, fitten PatientInnen mit Hochrisiko-CLL, die auf alle anderen Therapien nicht ansprechen oder nach Transformation in ein aggressives Lymphom. Wegen der hohen Risiken (Abstoßung, Infektionen) wird diese Option sehr zurückhaltend eingesetzt.
Moderne Therapiekonzepte bei CLL lassen sich in zwei Strategien einteilen:
Beide Ansätze haben Vor- und Nachteile. Die Wahl hängt von individuellen Faktoren (Alter, Begleiterkrankungen, genetische Risikofaktoren) ab.
Moderne Medikamente wie BTK- und BCL-2-Inhibitoren sind hochwirksam, aber nicht nebenwirkungsfrei. Häufige Probleme sind:
Ein engmaschiges Monitoring und frühzeitiges Nebenwirkungsmanagement sind daher essenziell.
Neben der Behandlung der CLL selbst ist eine gute Supportivtherapie entscheidend:
Die Diagnose CLL löst bei vielen Betroffenen Unsicherheit aus, insbesondere weil die Krankheit oft über Jahre beobachtet wird. Psychoonkologen helfen dabei, mit der Diagnose zu leben, Ängste abzubauen und eine gute Lebensqualität zu erhalten.
Auch bei CLL werden laufend neue Wirkstoffe und Therapiekombinationen getestet. Die Teilnahme an einer klinischen Studie kann für viele PatientInnen eine Chance sein, früh von den neuesten Entwicklungen zu profitieren.
Auch 2025 laufen zahlreiche klinische Studien, um die Therapie weiter zu verbessern:
Die Behandlung der CLL wird immer individueller:
Dank moderner zielgerichteter Therapien haben sich die Prognosen für viele Patienten deutlich verbessert – aus einer einst unheilbaren Erkrankung wurde bei vielen eine chronisch kontrollierbare Krankheit mit guter Lebensqualität.
Quelle: Prosoma