In diesem Artikel

Moderne Behandlung von Hirntumoren

Operation, Bestrahlung, Chemotherapie, zielgerichtete Therapie. Überblick über aktuelle Therapien bei Hirntumoren.

March 12, 2025

Die Diagnose Hirntumor löst bei vielen Menschen große Ängste aus. Die komplexe Lage im Gehirn, die Vielfalt der Tumorarten und die mögliche Beeinträchtigung wichtiger Funktionen machen diese Tumoren besonders anspruchsvoll in der Behandlung. Trotz aller Fortschritte bleibt also die frühe Diagnose der Schlüssel zu besseren Behandlungschancen. Doch die moderne Neuroonkologie hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Durch die Kombination aus moderner Chirurgie, Strahlentherapie, zielgerichteten Medikamenten und innovativen Verfahren wie TTFields verbessern sich die Prognosen auch bei schwierigen Tumoren. Bei anhaltenden Kopfschmerzen, neurologischen Ausfällen oder Persönlichkeitsveränderungen sollte unbedingt eine ärztliche Abklärung erfolgen!

Welche Hirntumoren gibt es?

Hirntumoren gehören zu den anspruchsvollsten Krebsarten, da sie das zentrale Nervensystem betreffen und ihre Behandlung eine besondere Präzision erfordert. Es gibt gutartige (benigne) und bösartige (maligne) Hirntumoren. Häufige Arten sind:

  • Gliome (einschließlich Glioblastom – einer der aggressivsten Tumoren, der leider oft eine schlechte Prognose hat)
  • Meningeome (meist gutartig)
  • Medulloblastome (häufig bei Kindern)
  • Metastasen (Absiedelungen anderer Krebserkrankungen im Gehirn)

Die Behandlung richtet sich nach der Art, Größe, Lage und biologischen Eigenschaften des Tumors.

Diagnose – Grundlage für eine personalisierte Behandlung

Vor jeder Therapie steht eine präzise Diagnose:

  • Bildgebung (MRT, CT) zur Lokalisierung und Größenbestimmung.
  • Biopsie zur Bestimmung des Tumortyps.
  • Molekulargenetische Analyse zur Identifizierung von Mutationen (z. B. IDH-Mutation, MGMT-Status).

Liquid Biopsy und molekulare Diagnostik

Moderne Diagnostik spielt eine immer wichtigere Rolle. Mithilfe der sogenannten Liquid Biopsy (Blut- oder Liquoranalyse) können Tumor-DNA-Fragmente im Blut nachgewiesen werden. Diese Informationen helfen, die Therapie laufend anzupassen und Rückfälle frühzeitig zu erkennen.

Neurochirurgie – der erste Behandlungsschritt

Wenn möglich, wird der Hirntumor operativ entfernt. Ziel ist die maximale Tumorresektion bei gleichzeitigem Erhalt wichtiger Hirnfunktionen. Dank moderner Bildgebung (MRT, fMRT, Traktografie) und neuronavigierter Chirurgie können Tumoren heute extrem präzise entfernt werden, wobei umliegendes gesundes Gewebe maximal geschont wird.

Moderne Techniken in der Hirntumorchirurgie:

  • Mikrochirurgie und Neuronavigation – computergestützte OP-Planung in Echtzeit.
  • Fluoreszenzgestützte Resektion – Bei bestimmten Tumoren (z. B. Glioblastom) wird während der Operation ein fluoreszierender Farbstoff verabreicht, der den Tumor unter speziellem Licht sichtbar macht. So kann der Chirurg Tumorzellen noch gezielter entfernen.
  • Wach-OP (Awake Surgery) – Wenn der Tumor sich in Bereichen befindet, die für Sprache oder Motorik zuständig sind, kann die Operation teilweise im wachen Zustand erfolgen. So können wichtige Funktionen überwacht und erhalten werden.

Vorteile:

  • Höhere Resektionsrate. 
  • Schonung gesunder Hirnareale.

Strahlentherapie – gezielte Bestrahlung von Tumorgewebe

Nach der OP erfolgt oft eine adjuvante Strahlentherapie, um verbliebene Tumorzellen zu zerstören.

Moderne Strahlenverfahren:

  • Fraktionierte Strahlentherapie
    Bei bösartigen Hirntumoren oder unvollständiger Resektion folgt oft eine Strahlentherapie. Moderne Linearbeschleuniger ermöglichen eine extrem präzise Bestrahlung, die sich millimetergenau auf den Tumor konzentriert und gesundes Gewebe schont.
  • IMRT (Intensitätsmodulierte Strahlentherapie) – Bei dieser Methode wird die Strahlendosis innerhalb des Bestrahlungsfeldes ganz genau an die Form und Lage des Tumors angepasst. Das bedeutet: Manche Bereiche bekommen mehr Strahlung, andere – die empfindlicher sind oder direkt an gesundem Gewebe liegen – bekommen weniger Strahlung. Der Tumor wird gezielt und hochdosiert bestrahlt, während das umliegende gesunde Gewebe möglichst geschont wird. Das kann Nebenwirkungen reduzieren.
  • Protonentherapie – Bei empfindlichen Hirnstrukturen, etwa bei Kindern, kann Protonentherapie eine sinnvolle Alternative sein. Protonenstrahlen geben ihre Energie gezielt im Tumor ab und sparen umliegendes Gewebe besser als klassische Röntgenstrahlen.
  • Stereotaktische Bestrahlung (Radiochirurgie, z. B. Gamma Knife, CyberKnife)
    Für kleinere Tumoren oder Metastasen kommt die sogenannte Radiochirurgie zum Einsatz – eine extrem hochdosierte, punktgenaue Bestrahlung in einer einzigen Sitzung oder wenigen Sitzungen.

Vorteile:

  • Hohe Wirksamkeit bei Resttumoren oder inoperablen Tumoren. 
  • Reduzierung von Nebenwirkungen durch gezielte Dosislenkung.

Chemotherapie – systemische Unterstützung der lokalen Therapie

Hirntumoren sprechen oft schlecht auf klassische Chemotherapie an, da die Blut-Hirn-Schranke viele Medikamente blockiert. Dennoch gibt es bewährte Schemata, z. B.:

  • Temozolomid (Standard bei Glioblastom).
  • Methotrexat bei bestimmten Lymphomen des zentralen Nervensystems.

Moderne Entwicklungen:

  • Liposomale Medikamente, die die Blut-Hirn-Schranke besser überwinden.
  • Lokalapplikation von Chemotherapeutika direkt ins Tumorbett (z. B. Gliadel®-Implantate).

Vorteile:

  • Unterstützt lokale Therapien. 
  • Kombinierbar mit Bestrahlung (Radiochemotherapie).

Immuntherapie – Hoffnung für die Zukunft?

Während Immuntherapien bei anderen Krebsarten große Fortschritte bringen, ist ihre Wirkung bei Hirntumoren bisher begrenzt. Aktuelle Ansätze umfassen:

  • Checkpoint-Inhibitoren (z. B. Nivolumab), jedoch bisher begrenzte Erfolge bei Glioblastomen.
  • Tumorvakzine – Impfung gegen Tumorzell-Antigene.
  • CAR-T-Zelltherapie gegen spezifische Oberflächenmarker.

Vorteile:

  • Potenziell wirksam bei immunogenen Tumoren. 
  • Personalisierbar durch Genanalyse.

Zielgerichtete Therapien – personalisierte Medizin bei Hirntumoren

Molekulare Analysen des Tumorgewebes können bestimmte genetische Veränderungen aufdecken, die sich mit zielgerichteten Medikamenten bekämpfen lassen. Beispiele:

  • IDH-Inhibitoren bei IDH-mutierten Gliomen.
  • BRAF-Inhibitoren bei BRAF-mutierten Tumoren.
  • mTOR-Hemmer bei bestimmten Tumorarten (z. B. Subependymale Riesenzellastrozytome).

Vorteile:

  • Höhere Spezifität. 
  • Weniger Nebenwirkungen im Vergleich zu Standardchemotherapien.

Tumor-Treating Fields (TTFields) – innovative Elektrofeldtherapie

Eine relativ neue und innovative Methode ist die Behandlung mit Tumortherapiefeldern (TTF). Dabei tragen PatientInnen eine spezielle Haube mit Elektroden, die elektrische Wechselfelder erzeugen. Diese Felder stören die Zellteilung von Tumorzellen und können so das Tumorwachstum verlangsamen.

Einsatz bei:

  • Glioblastom (in Kombination mit Temozolomid).

Vorteile:

  • Verlängerung des progressionsfreien Überlebens. 
  • Nicht-invasiv, kann zu Hause angewendet werden.

Palliative Therapie – Wenn Heilung nicht möglich ist

Bei weit fortgeschrittenen Tumoren, die nicht mehr heilbar sind, steht die palliative Therapie im Vordergrund. Hier geht es darum, Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität so lange wie möglich zu erhalten. Moderne Schmerztherapie, Hirndruckbehandlung und psychosoziale Unterstützung sind wichtige Bausteine. 

Kombinierte Therapien – Hightech und Individualmedizin

Die moderne Behandlung von Hirntumoren ist immer eine individuelle Kombination aus:

  • Hightech-Diagnostik (MRT, fMRT, genetische Tests)
  • Hochpräziser Chirurgie
  • Gezielter Bestrahlung
  • Innovativen Medikamenten (z. B. TTF, zielgerichtete Therapien)
  • Begleitender Rehabilitation und Supportivtherapie

Interdisziplinäre Tumorboards, an denen Neurochirurgen, Onkologen, Strahlentherapeuten und weitere Experten teilnehmen, sorgen dafür, dass jede Patientin und jeder Patient die bestmögliche, personalisierte Therapie erhält.

Rehabilitation und supportive Therapien – Lebensqualität im Fokus

Gerade bei Hirntumoren spielt die Rehabilitation eine zentrale Rolle. Nach Operation oder Strahlentherapie können neurologische Einschränkungen auftreten, die gezielt therapiert werden:

  • Physiotherapie: Förderung von Motorik und Beweglichkeit,
  • Logopädie: Hilfe bei Sprach- und Schluckstörungen,
  • Neuropsychologie: Unterstützung bei Gedächtnis- und Konzentrationsproblemen,
  • Psychoonkologie: Psychologische Begleitung in der Krankheitsbewältigung.

Moderne Ansätze:

  • Neurofeedback zur Förderung der Gehirnplastizität.
  • App-basierte Reha-Programme für kognitive Funktionen.

Langzeitüberwachung und Nachsorge

Hirntumoren haben ein hohes Risiko für Rückfälle, daher sind regelmäßige Kontrollen essenziell:

  • MRT-Kontrollen alle 3–6 Monate.
  • Neurologische Untersuchungen zur Funktionskontrolle.
  • Blutmarker (bei bestimmten Tumoren).

Quelle: Prosoma

Verwandte Artikel

Verwandte Kategorien