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Medizinische Trinknahrung: Fakten und Mythen

Die häufigsten Kontroversen und Bedenken zur medizinischen Trinknahrung.

8.10.2025
Expertenbeitrag

Trotz der großen Unterstützung, die medizinische Trinknahrung bieten kann, haben manche Menschen Vorbehalte gegen ihre Verwendung. Im Folgenden gehen wir auf die häufigsten Bedenken und Mythen ein.

„Medizinische Trinknahrung ist reine Chemie“

Dieser Mythos hält sich hartnäckig. Tatsächlich wirkt die Zusammensetzung komplex – vor allem, weil die vollständigen chemischen Bezeichnungen der Nährstoffe angegeben werden.

Das bedeutet jedoch nicht, dass die Inhaltsstoffe schädlich sind. Schließlich sind auch Proteine, Fette, Kohlenhydrate, Vitamine und Mineralstoffe chemische Substanzen. 

Medizinische Trinknahrung wurde entwickelt, um den Körper während einer Erkrankung wirksam zu unterstützen und alle notwendigen Nährstoffe bereitzustellen. 

„Medizinische Trinknahrung besteht ausschließlich aus Zucker – und Zucker nährt Krebs“

Auch dies ist ein weit verbreitetes Missverständnis. Zwar enthalten manche Präparate Kohlenhydrate (einschließlich Zucker), doch sie stellen nur einen Teil der Zusammensetzung dar. Medizinische Trinknahrung liefert darüber hinaus hochwertiges Eiweiß, gesunde Fette, Vitamine und Mineralstoffe – also genau das, was der Körper während einer Krankheit benötigt.

Besonders in der Krebsbehandlung ist eine rasche Energiezufuhr wichtig, um den geschwächten Körper zu unterstützen. Auf Kohlenhydrate (einschließlich Zucker) komplett verzichten, ist daher nicht sinnvoll. Entscheidend ist eine ausgewogene Ernährung, die individuell angepasst wird – medizinische Trinknahrung kann dafür ein unterstützendes Hilfsmittel sein.

Der Mythos, dass „Zucker Krebs nährt“, ist wissenschaftlich nicht belegt. Glukose ist für alle Körperzellen notwendig, nicht nur für Krebszellen und der Blutzuckerspiegel wird im Körper streng reguliert.

„ONS verursachen Nebenwirkungen“

Orale Nahrungsergänzungsmittel können bei falscher Einnahme Magen-Darm-Beschwerden wie Sodbrennen, Übelkeit oder Durchfall hervorrufen. Dies passiert vor allem dann, wenn die Trinknahrung zu schnell zugeführt wird. Da ONS eine hohe Konzentration vieler Nährstoffe bei wenig Volumen enthalten, ist es wichtig, sie langsam und in kleinen Schlucken zu trinken. So hat der Körper genügend Zeit, die Nährstoffe aufzunehmen, und Beschwerden werden vermieden.

„Medizinische Trinknahrung ist geschmacklos“

Geschmack ist individuell. Deshalb gibt es medizinische Trinknahrung in vielen verschiedenen Geschmacksrichtungen sowie in neutralen Varianten. Wenn Dir ein Produkt nicht schmeckt, bedeutet das nicht, dass es für alle anderen auch gilt.

Probiere eine andere Sorte – experimentiere ein wenig und gib nicht nach dem ersten Versuch auf. Gekühlt schmecken die Präparate in der Regel besser. Wenn Du Schwierigkeiten beim Trinken hast (was durchaus vorkommen kann), lohnt es sich, ONS in Mahlzeiten zu integrieren. Z. B. in der kostenfreien App für Krebspatient:innen Living Well Plus findest Du zahlreiche Rezepte für einfache und leckere Gerichte mit medizinischer Ernährung.

„Jeder Krebskranke muss medizinische Trinknahrung zu sich nehmen“

Medizinische Trinknahrung wird nicht automatisch allen empfohlen. Sie kommt dann zum Einsatz, wenn bestimmte Indikationen vorliegen – etwa bei bestehender oder drohender Mangelernährung, vor Operationen, während einer Chemo- oder Strahlentherapie.

Wenn Dein Ernährungszustand stabil ist, Du keine Mangelerscheinungen hast, Dich abwechslungsreich ernährst, einen guten Appetit verspürst und keine Verschlechterung zu erwarten ist, dann ist eine zusätzliche Aufnahme von ONS nicht erforderlich.

Bei bestimmten Krebsarten wie z. B. Magen-Darm- oder Kopf-Hals-Tumoren, besteht allerdings ein besonders hohes Risiko für Mangelernährung. Bei diesen Krebsarten ist es wichtig, frühzeitig ärztlichen Rat einzuholen, um rechtzeitig eine orale Ernährungstherapie einzuleiten.

Sei achtsam: Schon ein geringer Gewichts- oder Kraftverlust ist ein Signal. Frage in so einem Fall Deine:n Ärzt:in, ob (und welche) medizinische Trinknahrung für Dich sinnvoll wäre. 

Generell gilt, dass eine ausgewogene Ernährung die Grundlage jeder onkologischen Behandlung darstellt. Reicht sie nicht aus, können proteinreiche, nährstoffdichte ONS Deine Ernährung sinnvoll ergänzen – sie tragen dazu bei, Deinen Ernährungszustand, Dein Wohlbefinden und Deine Regeneration zu verbessern und damit die Wirksamkeit der Behandlung zu unterstützen.

Autor
Autorin
Prüfer
Prüferin

Dorota Lazarski

Dorota Lazarski ist B. Sc. Ökotrophologin, M. A.  E-Health & Management im Gesundheitswesen sowie zertifizierte Ernährungsberaterin (VDOE,  E-Zert).

Mehr erfahren
Quellen:
  • Positionspapier BVL/BfArM, Leitfäden Universitätsklinikum Freiburg, Fachliteratur zu vollbilanzierten Diäten.
  • Leitfäden für die Anwendung von Trinknahrung (z. B. AKE Recommender), Krebsinformationsdienste.
  • S3-Leitlinie „Ernährung und Ernährungsmedizin in der Onkologie“: Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin e.V. (DGEM); Deutsche Krebsgesellschaft e.V. (DKG); Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e.V. (DGHO).
  • Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) – Krebsinformationsdienst: Patienteninformationen.
  • Fachpublikationen zur onkologischen Ernährung: AKE (Arbeitsgemeinschaft Klinische Ernährung Österreichs).
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