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Magenkrebs: Moderne Behandlungsmethoden

Von roboterassistierter Chirurgie bis Immuntherapie – die wichtigsten Behandlungsoptionen bei Magenkrebs im Überblick.

March 12, 2025

Magenkrebs (Magenkarzinom) ist eine bösartige Tumorerkrankung, die sich aus der Schleimhaut des Magens entwickelt. In Deutschland erkranken jährlich etwa 15.000 Menschen daran. Da Symptome häufig erst spät auftreten, wird die Krankheit oft erst in fortgeschrittenen Stadien entdeckt. Risikofaktoren wie Infektion mit Helicobacter pylori, Rauchen, ungesunde Ernährung oder genetische Belastung spielen eine große Rolle. Moderne Medizin hat jedoch in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht – von präziseren Operationstechniken bis hin zu innovativen Immuntherapien und personalisierten Therapiekonzepten.

Diagnose: Die Grundlage für eine maßgeschneiderte Behandlung

Bevor die Behandlung beginnt, ist eine präzise Diagnose entscheidend. Moderne Endoskopie mit hochauflösender Bildgebung und chromoendoskopischen Verfahren ermöglicht eine sehr genaue Beurteilung des Tumors.
Wichtige diagnostische Schritte umfassen:

  • Magenspiegelung (Gastroskopie) mit Gewebeentnahme (Biopsie)
  • Endosonographie zur Beurteilung der Tumortiefe
  • CT, MRT oder PET-CT zur Erkennung von Metastasen

Molekulare Tumoranalyse zur Identifikation von Zielstrukturen für moderne Medikamente.

Operation – die wichtigste Therapie bei Magenkrebs

Wenn Magenkrebs früh entdeckt wird, ist die Operation die Therapie der ersten Wahl. Ziel ist es, den Tumor vollständig zu entfernen. Je nach Lage und Größe des Tumors kommen verschiedene OP-Methoden infrage:

Minimalinvasive Operationen

Wenn der Tumor früh entdeckt wird, kann er oft minimalinvasiv – also mittels laparoskopischer oder roboterassistierter Chirurgie – entfernt werden. Diese Verfahren schonen das Gewebe, reduzieren Schmerzen und beschleunigen die Erholung nach der OP. 

Magenresektion oder Gastrektomie

Je nach Tumorgröße und Lage wird entweder ein Teil des Magens (subtotale Resektion) oder der gesamte Magen (Gastrektomie) entfernt. Moderne Techniken ermöglichen dabei eine verbesserte Rekonstruktion des Verdauungstrakts, sodass Patienten auch nach der Operation möglichst normal essen können.

Sentinel-Lymphknoten-Biopsie

Bei sehr frühen Tumoren kann die Entfernung von Wächterlymphknoten ausreichen, um eine umfassende Lymphadenektomie zu vermeiden – eine Innovation, die die Lebensqualität verbessert.

Moderne Entwicklungen:

  • Da-Vinci-Operationssystem: Roboterassistierte Chirurgie ermöglicht extrem präzise Schnitte und schont gesundes Gewebe.
  • Schnellschnittdiagnostik während der OP: Pathologen untersuchen das entnommene Gewebe direkt im OP, um sicherzustellen, dass alle Tumorzellen entfernt wurden.

Neoadjuvante und adjuvante Therapien bei Magenkrebs – Kombi-Strategien für bessere Heilung

Magenkrebs wird heute selten nur operiert. In vielen Fällen wird die Operation mit einer Chemotherapie kombiniert, um die Heilungschancen zu verbessern.

Neoadjuvante Chemotherapie 

Bei lokal fortgeschrittenem Magenkrebs wird die Operation oft durch eine vor der OP durchgeführte Chemotherapie ergänzt. Sie verkleinert den Tumor, macht ihn besser operabel und erhöht die Heilungschancen.

Adjuvante Chemotherapie

Falls nach der Operation noch ein erhöhtes Rückfallrisiko besteht, folgt eine adjuvante Chemotherapie – ebenfalls nach modernsten Protokollen, die individuell angepasst werden.

Chemotherapie: Standard bei fortgeschrittenem Magenkrebs

Chemotherapie ist eine zentrale Säule in der Behandlung von fortgeschrittenem oder metastasiertem Magenkrebs – insbesondere, wenn eine Heilung durch Operation nicht mehr möglich ist. Ziel der Chemotherapie ist es, das Tumorwachstum zu bremsen, Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.

Moderne Kombinationstherapien

Die Auswahl der geeigneten Chemotherapie richtet sich nach molekularen Eigenschaften des Tumors (z. B. HER2-Status) sowie klinischen Faktoren wie Allgemeinzustand, Begleiterkrankungen oder Vorbehandlungen. Aktuelle Standards beinhalten:

  • FLOT-Schema: Kombination aus 5-FU (Fluorouracil), Leucovorin, Oxaliplatin und Docetaxel – besonders wirksam bei operablen Tumoren im Rahmen einer perioperativen Therapie.
  • XELOX-Schema: Kombination aus Capecitabin (Xeloda) und Oxaliplatin – häufig bei inoperablen oder metastasierten Tumoren.

Weitere etablierte Kombinationen

  • Platin-haltige Substanzen (z. B. Cisplatin, Oxaliplatin) zusammen mit Fluoropyrimidinen (5-FU oder Capecitabin).
  • Bei fortgeschrittenem Krankheitsverlauf kommen zusätzliche Wirkstoffe zum Einsatz, z. B.:
    • Docetaxel
    • Irinotecan

Bedeutung der Kombinationstherapie

Gerade bei fortgeschrittenem oder metastasiertem Magenkrebs zeigt sich, dass mehrere Wirkstoffe kombiniert oft eine bessere Wirksamkeit haben als Einzeltherapien. Besonders das Triplet-Schema wie FLOT gilt hier als Standard bei Patienten, die eine intensive Therapie vertragen.

Innovationen:

  • Personalisierte Therapien: Basierend auf genetischen Tumoranalysen wird die Chemotherapie individuell angepasst.
  • Orale Chemotherapie: In frühen Stadien kann eine Tabletten-Chemotherapie (Capecitabin) eine Alternative zur Infusionstherapie sein.

Zusammenfassung

  • Operabler MagenkrebsTherapieoptionen: Neoadjuvante oder adjuvante Chemotherapie (z. B. FLOT)
  • Fortgeschrittener / metastasierter MagenkrebsTherapieoptionen: Palliative Chemotherapie (z. B. XELOX, FOLFIRI oder modifizierte FLOT-Schemata) 

Strahlentherapie – gezielte Bestrahlung

Bei Magenkrebs ist die Strahlentherapie weniger zentral als bei anderen Krebsarten, spielt aber in Einzelfällen eine Rolle – z. B. bei:

  • Unvollständiger Tumorentfernung.
  • Lokalen Rückfällen.
  • Symptomlinderung (palliative Bestrahlung).

Moderne Technik:

  • IMRT (intensitätsmodulierte Radiotherapie) passt die Strahlenintensität exakt an die Tumorform an, um gesundes Gewebe zu schonen.

Zielgerichtete Therapien – maßgeschneiderte Medikamente

Magenkrebs wird zunehmend auch molekular klassifiziert, sodass zielgerichtete Medikamente (Targeted Therapy) gezielt eingesetzt werden können. 

HER2-gerichtete Therapie

Etwa 15-20% der Magenkrebspatienten haben Tumoren mit HER2-Überexpression. Diese PatientInnen profitieren von einer Kombination aus Chemotherapie und einem HER2-Antikörper (Trastuzumab).

  • HER2-positive Tumoren: Behandlung mit Trastuzumab (Herceptin) in Kombination mit Chemotherapie.

VEGF-Hemmung

In fortgeschrittenen Stadien kann auch die Blockade der Gefäßneubildung durch Ramucirumab die Tumorprogression verlangsamen – eine gezielte Option für PatientInnen, deren Tumor stark vaskularisiert ist.

  • Angiogenesehemmung: Ramucirumab blockiert die Neubildung von Blutgefäßen, die der Tumor für sein Wachstum benötigt.

Zukunft:

  • Kombinierte zielgerichtete Therapien: Kombination mehrerer Targets (z. B. HER2 + VEGF) wird in Studien getestet.
  • Next-Generation-Sequencing: Genomische Tumoranalyse wird zunehmend Teil der Therapieplanung.

Immuntherapie – neue Hoffnung bei fortgeschrittenem Magenkrebs

Ein echter Durchbruch ist die Immuntherapie mit Checkpoint-Inhibitoren wie Nivolumab oder Pembrolizumab. Diese Medikamente aktivieren das Immunsystem gegen den Tumor – besonders effektiv bei PatientInnen mit:

  • Mikrosatelliten-instabilen (MSI-high / höhe Mikrosatelliteninstabilität – MSI-H) Tumoren
  • PD-L1-positiven Tumoren (Bei Nachweis einer PD-L1-Überexpression)

Diese innovativen Therapien verlängern das Überleben teils erheblich, insbesondere bei fortgeschrittenen Stadien.

Kombination aus Immuntherapie und Chemotherapie

Studien zeigen, dass die Kombination besser wirkt als die Einzeltherapie.

Palliative Therapie – Lebensqualität im Fokus

Wenn Heilung nicht mehr möglich ist, stehen moderne palliative Therapien zur Verfügung. Die Behandlung konzentriert sich auf die Linderung von Beschwerden und die Erhaltung der Lebensqualität. Moderne palliative Konzepte umfassen:

  • Schmerztherapie nach aktuellen Leitlinien.
  • Ernährungsunterstützung: Bei Magenkrebs drohen oft Gewichtsverlust und Mangelernährung – moderne Ernährungstherapie ist daher essenziell (z. B. künstliche Ernährung bei Schluckstörungen, Spezielle Diäten, Trinknahrung oder Supplemente um Mangelzustände zu vermeiden).
  • Minimalinvasive Eingriffe: Bei tumorbedingtenTumorbedingten Engstellen können Stents eingesetzt werden, um die Nahrungspassage zu sichern. 
  • Psychoonkologische Begleitung für Patienten und Angehörige.

Liquid Biopsy: Krebsüberwachung im Blut

Eine der spannendsten Entwicklungen in der Magenkrebsforschung ist die sogenannte Liquid Biopsy. Hierbei werden Tumor-DNA-Fragmente im Blut analysiert. So lässt sich frühzeitig erkennen, ob ein Rückfall droht oder ob die aktuelle Therapie wirkt. Diese Methode wird aktuell intensiv erforscht und könnte die Nachsorge in Zukunft revolutionieren.

Klinische Studien: Zugang zu innovativen Therapien

PatientInnen mit Magenkrebs haben die Möglichkeit, im Rahmen von klinischen Studien Zugang zu neuen, vielversprechenden Medikamenten und Behandlungsverfahren zu erhalten. Diese Studien bieten oft zusätzliche Optionen, gerade wenn die Standardtherapie ausgeschöpft ist.

Zukunft der Magenkrebs-Behandlung – personalisiert und kombiniert

Die beste Prognose haben PatientInnen, deren Behandlung in spezialisierten Zentren erfolgt, die alle modernen Optionen bieten. Der Trend geht klar in Richtung:

  • Kombinierte Therapien: OP + Chemo + Immuntherapie.
  • Molekular personalisierte Therapien: Maßgeschneidert für jeden Tumor.
  • Begleitende supportive Therapien: Ernährungsberatung, Bewegung, Psychoonkologie.

Auch wenn Magenkrebs nach wie vor eine ernste Diagnose ist, bieten moderne Behandlungsansätze neue Perspektiven. Je besser die Therapie personalisiert und je früher der Tumor entdeckt wird, desto höher sind die Heilungschancen. ‍

Quelle: Prosoma

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