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Darmkrebs: Moderne Behandlungsmethoden

Ein Überblick über Operation, zielgerichtete Therapien, Immuntherapie und neuste Behandlungsansätze bei Kolorektalem Karzinom.

March 13, 2025

Darmkrebs (kolorektales Karzinom) ist eine der häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland. Jährlich erkranken rund 60.000 Menschen daran – Frauen und Männer nahezu gleich häufig. Dank moderner Früherkennung und innovativer Therapieansätze haben sich die Heilungschancen in den letzten Jahren stetig verbessert. Die Behandlung wird heute individuell auf die Lage des Tumors (Dickdarm oder Enddarm), das Stadium der Erkrankung sowie auf molekulare Eigenschaften des Tumors abgestimmt.

Früherkennung und Diagnose – entscheidend für die Prognose

Je früher Darmkrebs erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen. In Deutschland wird daher ab dem 50. Lebensjahr eine regelmäßige Darmkrebsvorsorge empfohlen. Zu den wichtigsten Diagnoseverfahren gehören:

  • Koloskopie (Darmspiegelung): Goldstandard zur Früherkennung und Diagnosesicherung.
  • Biopsie: Entnahme einer Gewebeprobe zur histologischen Untersuchung.
  • CT und MRT: Bildgebung zur Ausbreitungsdiagnostik (Staging).
  • Molekulare Tests: Untersuchung auf genetische Veränderungen, die die Therapie beeinflussen (z. B. RAS-, BRAF-Mutation, Mikrosatelliteninstabilität – MSI).

Therapieplanung: Interdisziplinäres Tumorboard

Jeder Fall wird im Tumorboard besprochen. Gastroenterologen, Chirurgen, Onkologen, Radiologen und Pathologen entwickeln gemeinsam ein individuelles Therapiekonzept – angepasst an Stadium, Tumoreigenschaften und den allgemeinen Gesundheitszustand der Patientin bzw. des Patienten.

Operation – zentrale Behandlung bei lokalem Darmkrebs

Die chirurgische Entfernung des Tumors ist bei nicht metastasiertem Darmkrebs die wichtigste Therapie:

  • Hemikolektomie: Entfernung eines Dickdarmabschnitts mit Tumor.
  • Totale mesorektale Exzision (TME): Standard bei Enddarmkrebs (Rektumkarzinom).
  • Minimalinvasive Chirurgie: Wo möglich, wird laparoskopisch operiert, um die Erholungszeit zu verkürzen.
  • Lymphknotenentfernung: Wichtig zur Stadieneinteilung.

Neoadjuvante Therapie bei Enddarmkrebs

Bei lokal fortgeschrittenem Rektumkarzinom wird vor der Operation eine neoadjuvante Therapie empfohlen:

  • Strahlenchemotherapie: Kombination aus Bestrahlung und Chemotherapie zur Tumorverkleinerung und besseren Operabilität.

Total neoadjuvante Therapie (TNT): Kombination aus Chemo- und Strahlentherapie in einem erweiterten Protokoll.

Adjuvante Therapie – zusätzliche Sicherheit nach der OP

Je nach Tumorstadium folgt nach der Operation eine adjuvante Chemotherapie, besonders bei Stadium III (Lymphknotenbefall):

  • Standardregime wie FOLFOX (5-FU, Oxaliplatin, Leukovorin) oder CAPOX (Capecitabin, Oxaliplatin).
  • Dauer: 3 bis 6 Monate, je nach Risikoprofil.

Metastasierter Darmkrebs – moderne systemische Therapien

Bei metastasiertem Darmkrebs (Stadium IV) stehen systemische Therapien im Fokus:

  • Chemotherapie: FOLFOX, FOLFIRI oder Kombinationen mit Capecitabin.
  • Zielgerichtete Therapien:
    • Anti-EGFR-Therapie (z. B. Cetuximab, Panitumumab) bei RAS-Wildtyp.
    • Anti-VEGF-Therapie (z. B. Bevacizumab) zur Hemmung der Tumorversorgung.
  • Immuntherapie:
    • Bei Tumoren mit hoher Mikrosatelliteninstabilität (MSI-H) wird Immuntherapie mit Checkpoint-Inhibitoren wie Pembrolizumab empfohlen.

Zielgerichtete Therapien – Präzisionsmedizin bei Darmkrebs

Dank moderner molekularer Diagnostik kann die Behandlung immer besser personalisiert werden:

  • RAS-Status: RAS-mutierte Tumoren sprechen nicht auf Anti-EGFR-Therapie an.
  • BRAF-Mutation: Bei BRAF-V600E-Mutationen gibt es spezielle Kombinationsbehandlungen (z. B. Encorafenib + Cetuximab).
  • MSI-Status: MSI-H-Tumoren profitieren besonders von Immuntherapien.
  • HER2-Amplifikation: In Einzelfällen können HER2-gerichtete Therapien eingesetzt werden.

Immuntherapie – Hoffnungsträger bei MSI-H-Darmkrebs

Besonders bei Tumoren mit Mikrosatelliteninstabilität (MSI-H) zeigen Immuncheckpoint-Inhibitoren beeindruckende Ergebnisse.

  • Pembrolizumab oder Nivolumab aktivieren das körpereigene Immunsystem und helfen, Tumorzellen gezielt zu erkennen und zu zerstören.
  • Immuntherapie wird meist erst in der metastasierten Situation eingesetzt, könnte aber in Zukunft auch früher eingesetzt werden.

Palliative Therapie – Lebensqualität im Fokus

Bei nicht heilbarem Darmkrebs (fortgeschrittenes Stadium IV) wird ein individuell angepasstes, oft multimodales Therapiekonzept gewählt:

  • Kombination aus Chemotherapie, zielgerichteten Medikamenten und symptomorientierter Behandlung (Schmerztherapie, Ernährung, psychoonkologische Begleitung).
  • Fokus: Erhalt der Lebensqualität und möglichst lange Krankheitskontrolle.

Genetische Beratung bei familiärem Darmkrebs

Etwa 5-10 % aller Darmkrebserkrankungen sind erblich bedingt, z. B. durch Lynch-Syndrom. Bei Verdacht auf eine erbliche Belastung erfolgt eine genetische Beratung. Bei nachgewiesener Mutation gibt es spezielle Früherkennungsprogramme und ggf. präventive Maßnahmen.

Psychoonkologische Begleitung – Unterstützung auf allen Ebenen

Die Diagnose Darmkrebs löst bei den meisten Menschen große Ängste aus. Psychoonkologische Unterstützung kann helfen, mit Sorgen und Belastungen besser umzugehen – sowohl während der Behandlung als auch in der Nachsorge.

Rehabilitation und Nachsorge – Schritt für Schritt zurück ins Leben

Nach Abschluss der Therapie folgt eine strukturierte Rehabilitation und langfristige Nachsorge, z. B.:

  • Ernährungsberatung zur Förderung einer darmgesunden Ernährung.
  • Physiotherapie und Bewegungstherapie.
  • Psychosoziale Begleitung bei Ängsten oder Fatigue.
  • Regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen zur Früherkennung von Rückfällen.

Neue Forschung – was bringt die Zukunft?

Die Darmkrebsforschung entwickelt sich rasant weiter. Aktuelle Trends:

  • Liquid Biopsy: Bluttests zur frühzeitigen Rückfallerkennung.
  • Personalisierte Immuntherapie: Kombination aus Checkpoint-Inhibitoren und Tumorvakzinen.
  • Mikrobiomforschung: Einfluss der Darmflora auf Krebsentstehung und -therapie.

Klinische Studien – Zugang zu innovativen Therapien

Patientinnen und Patienten können im Rahmen klinischer Studien Zugang zu neuen Medikamenten und innovativen Behandlungsstrategien erhalten – besonders bei fortgeschrittenem oder schwer behandelbarem Darmkrebs.

Moderne Darmkrebsbehandlung – individuell und zielgerichtet 

Moderne Darmkrebstherapie setzt auf ein individuelles Konzept aus:

  • Chirurgie,
  • Systemische Therapie (Chemo, zielgerichtete Medikamente, Immuntherapie),
  • Unterstützung durch Ernährungsberatung, Psychoonkologie und Physiotherapie.

Quelle: Prosoma

  • Deutsche Krebsgesellschaft – Darmkrebs

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