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Aktives Zuhören nach der Diagnose

In der Kommunikation mit Krebspatient:innen die Methode der Wahl: Aktives Zuhören schafft einen vertrauensvollen Raum, in dem Betroffene ihre Ängste und Sorgen teilen können.

3.12.2025
Expertenbeitrag

Aktives Zuhören ist eine der wertvollsten Fähigkeiten, die man entwickeln kann, um einen nahestehenden Menschen nach einer Krebsdiagnose zu unterstützen. Durch aktives Zuhören schafft man eine offene und vertrauensvolle Atmosphäre, in der sich die betroffene Person sicher fühlt und den Raum bekommt, um ihre Gefühle und Sorgen zu teilen. Dies ist besonders wichtig, da das Reden über Ängste und Unsicherheiten eine große emotionale Entlastung sein kann. Indem man den Raum gibt, ohne zu unterbrechen, signalisiert man Respekt und Verständnis für die Situation. Diese Art des Zuhörens fördert die emotionale Verbindung und stärkt die zwischenmenschliche Beziehung, was in schwierigen Zeiten von unschätzbarem Wert ist.

Aktives Zuhören nach der Diagnose: Häufig gestellte Fragen 

Aktives Zuhören ist eine unschätzbare Fähigkeit, um Menschen mit einer Krebsdiagnose zu unterstützen. Hier sind einige häufig gestellte Fragen zum Thema und entsprechende Antworten, die helfen können, diese Fähigkeit besser zu verstehen und anwenden zu können.

Was bedeutet es, jemandem nach der Diagnose aktiv zuzuhören? 

Das bedeutet, dass man der betroffenen Person aufmerksam und einfühlsam zuhört, ohne zu unterbrechen oder sofort Ratschläge zu geben. Es geht darum, dem Gegenüber Raum zu geben, seine Gefühle, Ängste, Sorgen und Gedanken frei auszudrücken und diese nicht zu bewerten. Aktives Zuhören umfasst dabei auch nonverbale Signale wie Augenkontakt, Nicken oder eine offene Körperhaltung, die signalisieren, dass man wirklich interessiert und empathisch ist.

Zusammengefasst gibt es also drei Stufen des Aktiven Zuhörens:

  1. Zuhören: Dies bedeutet, der anderen Person ohne Unterbrechungen und voller Aufmerksamkeit zuzuhören.
  2. Verstehen: Man achtet auf die Worte, den Tonfall und die Körpersprache des Gegenübers, um die Botschaft und die Gefühle hinter den Worten wirklich zu erfassen. 
  3. Reagieren: Hierbei gibt man verbale und nonverbale Rückmeldungen, die zeigen, dass man zugehört und verstanden hat. Natürlich immer vorausgesetzt, dass dies wirklich der Fall ist!

Wie ermutigt man Betroffene, ihre Gedanken und Gefühle offen auszudrücken?

Carl Rogers, ein Pionier der humanistischen Psychologie, definierte Aktives Zuhören als eine Technik, bei der die zuhörende Person Empathie zeigt und die Gefühle und Gedanken der sprechenden Person reflektiert. Das Ziel ist es, eine tiefere emotionale Verbindung zu schaffen und die Person zu ermutigen, ihre Gedanken und Gefühle offen auszudrücken. 

Dieser Prozess beinhaltet nicht nur das bloße Erfassen der Worte, sondern auch das Verstehen der dahinter liegenden Emotionen und Intentionen.

Ein zentraler Aspekt des Aktiven Zuhörens ist die Schaffung eines sicheren Raumes, wo die an Krebs erkrankte Person frei und ohne Angst vor Verurteilung oder Missverständnissen kommunizieren kann. Dies erfordert vom Zuhörer eine hohe Bereitschaft zur Selbstreflexion und Empathie. 

Um der sprechenden Person Verständnis und Unterstützung zu signalisieren, kann die zuhörende Person sowohl verbale als auch nonverbale Hinweise geben

  1. Empathische Reflexion: Wiederhole oder umschreibe, was Dein Gegenüber gesagt hat, um zu zeigen, dass Du die Botschaft verstanden hast. Zum Beispiel: „Was ich heraushöre, ist, dass Du Dir wegen der bevorstehenden Behandlung Sorgen machst.“
  2. Vermeidung von Bewertungen: Bewerte nicht, was Dein Gegenübersagt. Zeige stattdessen Akzeptanz und Verständnis so weit es Dir möglich ist. 
  3. Offene Fragen: Stelle offene Fragen, die Deinem Gegenüber helfen, tiefer in seine Gedanken und Gefühle einzutauchen und sie auszudrücken. Zum Beispiel: “Was ist aktuell Deine größte Befürchtung?” “Worüber möchtest Du gerne mit mir sprechen?” “Woran denkst Du, wenn Du in der Nacht wach liegst?” usw. 

Wie unterstützt man Betroffene nach einer Krebsdiagnose?

Auf eine Krebsdiagnose zu reagieren erfordert viel Feingefühl und Empathie, sowohl von der betroffenen Person selbst als auch von Freunden und Angehörigen. 

Die ersten Reaktionen sind oft Schock, Angst und Verwirrung. Diese Gefühle sind völlig normal und es ist wichtig, diese Emotionen zuzulassen und sich selbst Raum für die Verarbeitung zu geben. 

Für Menschen, die einen geliebten Menschen mit einer Krebsdiagnose unterstützen möchten, gibt es einige wesentliche Schritte, die hilfreich sein können:

  1. Aktives Zuhören: Lass die betroffene Person ihre Gedanken und Gefühle ausdrücken, ohne sie zu unterbrechen. Zeige durch Gesten wie Nicken oder zustimmende Kommentare, dass Du aufmerksam bist. 
  2. Mitgefühl zeigen: Verwende empathische Aussagen wie „Ich kann mir vorstellen, wie bedrohlich das für Dich ist“ und nonverbale Hinweise, um Deine Anteilnahme zu signalisieren. 
  3. Unterstützung bieten: Frage, wie Du konkret helfen kannst, und biete Deine Unterstützung an, ohne aufdringlich zu sein. Dies kann praktische Hilfe im Alltag oder einfach die Zusage sein, für Gespräche zur Verfügung zu stehen. 
  4. Information suchen: Informiere Dich über die Diagnose und mögliche Behandlungsoptionen, um der betroffenen Person besser zur Seite stehen zu können. Sei aber zurückhaltend mit gut gemeinten Ratschlägen, Empfehlungen oder Informationen aus dem Internet!Zusammengefasst ist es wichtig, dass sowohl die Betroffenen als auch deren Umfeld zusammenarbeiten, um einen unterstützenden und verständnisvollen Rahmen zu schaffen. Die Diagnose Krebs stellt eine immense emotionale Herausforderung dar, und durch Aktives Zuhören, Mitgefühl und praktische Unterstützung kann diese schwere Zeit etwas gelindert werden. 

Dieser Artikel wurde mit größter Sorgfalt und unter Einbeziehung von Expert:innen erstellt. Er kann einen Überblick bieten, ist jedoch nicht geeignet, die Beratung durch einen Arzt oder eine Ärztin zu ersetzen.

Autor
Autorin
Prüfer
Prüferin

Angelika von Aufseß

Psychoonkologin und Autorin mit über 10 Jahren Erfahrung in der therapeutischen und rehabilitativen psychoonkologischen Arbeit mit Patient:innen nach der Krebsdiagnose.

Mehr erfahren
Quellen:
  • S3-Leitlinie Psychoonkologische Diagnostik, Beratung und Behandlung von erwachsenen Krebspatient*innen (Leitlinienprogramm Onkologie von Deutscher Krebsgesellschaft, Deutscher Krebshilfe und AWMF).
  • Patientenleitlinie Psychoonkologie (Deutsche Krebshilfe / AWMF Register).
  • Wissenschaftliche Publikationen zur Kommunikation in der Onkologie 
  • Fachliteratur zur Gesprächsführung und Kommunikation in der Psychotherapie oder Pflege 
  • Informationen der Landeskrebsgesellschaften oder des Bundesverbands der Krebsberatungsstellen
  • Centrum für Integrierte Onkologie (CIO) / BARMER / Krebsberatungsstellen 
  • Oberberg Kliniken / Socialnet Lexikon / Erzieherkanal (Aktives Zuhören nach Carl Rogers) 
  • Deutsche Krebshilfe / Frauenselbsthilfe Krebs (Materialien zur Kommunikation mit Angehörigen) 
  • BeatCancer / DasKrebsportal
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